3 Fragen – 3 Antworten: Integrationsarbeit in Zeiten von Corona

Nadine Batzella, Leiterin Fachdienst Soziales & Asyl

Corona bestimmt seit Monaten nahezu alle Bereiche unseres Lebens – so selbstverständlich auch die Integrationsarbeit in Bad Honnef. Nadine Batzella, Leiterin des Fachdienstes Soziales & Asyl, stand badhonnef-hilft.de Rede und Antwort zum Stand der Integrationsarbeit in Bad Honnef.

badhonnef-hilft.de: Beim Stichwort „Integration“ fällt einem zunächst einmal der Bereich Asyl ein, die Arbeit mit den Geflüchteten. Welche Auswirkungen hat Corona auf diesen Bereich der Arbeit in Ihrem Fachdienst?

Nadine Batzella: Viele Geflüchtete in unseren Unterkünften haben Angst vor Corona und verhalten sich daher vorbildlich. Solch eine Angst wirkt sich aber natürlich auf eh schon traumatisierte Menschen in ganz besonderem Maße aus. Daher ist es sehr wichtig, dass so viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer den Kontakt zu den Geflüchteten halten. Unser Rathaus ist zwar geschlossen, das heißt aber nicht, dass meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen keinen Kontakt zu den Geflüchteten halten. Man trifft sich auf dem Rathausplatz oder im Rahmen des Außendienstes vor den Unterkünften … oder man bleibt per E-Mail sowie telefonisch in Kontakt. Erfreulich ist, dass trotz der Corona-Pandemie bis auf wenige Ausnahmen nahezu alle Geflüchteten derzeit in Beschäftigung sind oder einen Sprachkurs absolvieren. Das war während des Lockdowns in der der ersten Welle noch anders. Apropos Unterkünfte! Mein dringender Appell an alle Ehrenamtlichen: bitte gehen Sie auch zu Ihrer eigenen Sicherheit nicht in die Unterkünfte und weisen Sie auch die von Ihnen betreuten Geflüchteten immer wieder darauf hin, keinen Besuch zu empfangen.

badhonnef-hilft.de: Inwieweit finden derzeit die Integrationsangebote statt?

Nadine Batzella: Einige Angebote sind seit dem ersten Lockdown im März durchgehend geschlossen, da hier auch Lebensmittel ausgegeben werden: dies sind die Internationalen Cafés und die Internationalen Kochgruppen – jeweils in Aegidienberg und im Talbereich – sowie die Internationale Plauderrunde auf Deutsch. Die Starthilfe ist an ausgewählten Terminen geöffnet – aber nur nach vorheriger Terminvereinbarung. Die Internationale Holzwerkstatt, die Nähstube und die Fahrradwerkstatt hatten zwischenzeitlich wieder geöffnet, sind nun aber seit dem neuen „Lockdown light“ im November wieder geschlossen. Die International Kickers haben im zurückliegenden Jahr nicht gespielt, nunmehr ist Winterpause. Einzig das Meditationsangebot mit Frau Jarisch findet statt – aber nur mit Einzelterminen, nicht mit Gruppenangeboten. Wir müssen sehen, wie die Pandemie verläuft. Hier arbeiten wir sozusagen „auf Sichtflug“. Aber eines ist sicher: Wir werden in der Pandemie – auch zum Schutz unserer Ehrenamtlichen sowie der Geflüchteten – keinerlei Risiko eingehen.

badhonnef-hilft.de: Seit fast zwei Jahren haben wir in Bad Honnef ein Integrationskonzept. Inwieweit wirkt sich Corona auch auf die Umsetzung des Konzeptes aus?

Nadine Batzella: Selbstverständlich hat Corona auch Auswirkungen auf unsere Arbeit. Anfang des Jahres konnten wir noch einen Beratungstag (Projekt „LöWe“) für alle Bürgerinnen und Bürger anbieten, weitere Beratungstage waren geplant, mussten aber leider Corona-bedingt ausfallen. Geplant war auch eine deutliche Ausweitung unserer oben genannten Integrationsangebote auf alle Bürgerinnen und Bürger. Hier wollen wir – sofern es die Entwicklung der Pandemie zulässt – im kommenden Jahr viel Engagement reinstecken. Ein klassisches Feld des Integrationskonzeptes hat sich allerdings auch durch Corona aufgetan: unser Hilfsprojekt „Bad Honnef hilft in der Corona-Krise“,auch als „Einkaufsprojekt“ bekannt. Hier erreichen mein Team zahlreiche Anrufe aus der Bevölkerung, bei denen es um weitaus mehr als die reine Einkaufshilfe geht. Und genau hier kommen die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ins Spiel, die sich gemeldet haben. Wir haben gemerkt, dass in Bad Honnef ein besonderes Potenzial im Ehrenamt liegt. Hier wollen wir uns künftig stärker engagieren: Wir wollen stärker den Hilfebedarf aufspüren, um die Bedürftigen gezielt an die entsprechenden Hilfestellen zu vermitteln oder ihnen Ehrenamtliche an die Seite zu stellen. Das Integrationskonzept bietet viele Möglichkeiten und wir sehnen uns danach, dass wir vieles davon schon bald wieder uneingeschränkt umsetzen können.

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