Abd Alsattar Altaee erzählte über seinen Weg aus Mossul nach Deutschland und seine neue Heimat Bad Honnef

Am vergangenen Freitagabend (15.06.2018) teilte Abd Alsattar Altaee aus dem Irak seine Fluchtgeschichte aus Mossul nach Bad Honnef mit ca. 50 interessierten Zuhörern im evangelischen Gemeindesaal. Er bot damit auch jenen, die seinen Vortrag im März in Aegidienberg versäumt hatten, die Möglichkeit, seine Geschichte zu hören und Fragen zu stellen.

In eindrücklichen Worten beschrieb Sattar, wie der IS 2014 im Irak nach Kämpfern suchte und er zu der Entscheidung kam, zu fliehen. Er sah keine Alternative, floh als damals 16-Jähriger, ohne familiäre Begleitung. Seine erste Zwischenstation war Aleppo – die Bilder in seinem Kopf von all den verstorbenen Menschen auf den Straßen „kann man nie vergessen“, so Sattar. Er reiste weiter – per Zug, Schlauchboot, Bus, Taxi, zu Fuß. Sein Weg führte ihn über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich. Er erzählte von durchgelaufenen Schuhsohlen, von der Einsamkeit, von Datteln, die Durst und Hunger stillten, von sinkenden Schlauchbooten. Aber auch von dem Bedürfnis, aktiv zu sein, sich einzubringen – „ich kann nicht nur daheim bleiben und nichts machen“.

Schließlich hat er es geschafft – er kam in Passau an und machte seine erste Erfahrung mit Sprudelwasser, welches ihm nicht gut bekam. Über mehrere Zwischenstationen in Deutschland kam er letztlich nach Aegidienberg in eine Flüchtlingsunterkunft. Über das Internationale Café in Aegidienberg lernte er engagierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kennen.

In Bad Honnef nahm Sattar recht zeitnah nach seiner Ankunft an einem Erste-Hilfe-Kurs teil, absolvierte eine Ersthelferausbildung bei den Maltesern, trat dem Wohlfahrtsverband bei. Kurz darauf hatte er seinen ersten Einsatz beim Karneval in Aegidienberg. Im November 2016 erhielt er mit seinen  Kollegen der Malteser den 2. Platz des Förderpreises „Helfende Hand“ in Berlin. 2017 absolvierte er erfolgreich die Hauptschule, macht derzeit ein ausbildungsvorbereitendes Praktikum und beginnt im August diesen Jahres seine Ausbildung.  Mittlerweile ist es für ihn Tradition, in Aegidienberg Oktoberfest zu feiern, stolz hütet er die Schultüte, die er zu Beginn seines Besuchs des Berufskollegs erhielt. Es sind die kleinen Anekdoten, die klar machen: Sattar ist hier angekommen und gut integriert.

Er hat große Pläne, von weiteren Preisen, von einem Buch, welches er begonnen hat zu schreiben – wie er selbst sagt: „Wer im Wald den Weg findet, der findet ihn auch in Deutschland.“ Er spricht davon, ehemaliger Flüchtling zu sein und zukünftiger Deutscher. Zugleich lobt er jedoch wiederholt die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in Bad Honnef sowie die Stadt Bad Honnef. Viele der ehrenamtlichen Unterstützer seien für ihn zu Familie und sehr guten Freunden geworden. Sattar stellt klar „nicht überall gibt es so viel Hilfe wie in Bad Honnef“.

Text und Foto: Christina Uhlig

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