Die fortschreitende Integration der in Aegidienberg untergebrachten Flüchtlinge hat nun eine Anpassung des Cafés International zur Folge. Ab sofort wird die Begegnung zwischen allen, die kommen mögen, vierzehntäglich stattfinden: Das Café im Gemeindesaal der evangelischen Kirche an der Friedensstraße hat nunmehr an jedem zweiten und vierten Freitag eines Monats ab 16 Uhr geöffnet. Es endet zwischen 18 und 19 Uhr wie bisher.
Das Organisationsteam des Cafés International, dem Einheimische und Zugewanderte angehören, hat sich bei seinem ersten Treffen nach der Sommerpause ausführlich mit der veränderten Situation in der Flüchtlingsarbeit befasst. In der Analyse waren sich alle einig: Diese Begegnungsstätte war und ist das erfolgreiche Zentrum für die Willkommenskultur in Aegidienberg. Es ist ein neues Stadium erreicht, die Zugewanderten sind angekommen und wollen oder müssen sich jetzt hier um ihre eigenen Belange kümmern.
Anerkennung, verbesserte Deutschkenntnisse, Schule und Beruf sind neue Gegebenheiten, die Anpassung erfordern, aber auch durch eine deutliche Zunahme an Selbstständigkeit gekennzeichnet sind. Die Flüchtlinge sind dank des Engagements der Ehrenamtlichen aus Aegidienberg sowie der professionellen Unterstützung durch die Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung gut in Bad Honnef angekommen. Die Hilfe, die sie jetzt noch brauchen und auch nachfragen, hat einen anderen Charakter. Es geht nun darum, die oftmals schwierigen Behördenschreiben zu erläutern, bei Schul- und Berufsproblemen, bei der Wohnungssuche unterstützend tätig zu werden. Vor allem aber gilt es, Mut zu Selbstständigkeit und Verantwortung zu machen, also loszulassen. Denn der Weg der Eingliederung in die fremde Kultur in Deutschland, in unser Gemeinwesen muss von jeder zugewanderten Familie, von jedem Geflüchteten mit dem jeweiligen individuellen Tempo gegangen werden.
Das Team des Cafés International ist bemüht, durch gelegentliche Thementage in verständlichen Kurzvorträgen das Alltagsleben in Deutschland zu vermitteln. Besondere Festtage im Jahreslauf sind Bestandteil des Programms. St. Martin und etwas später der Nikolaustag sind in Planung und werden gemeinsam gefeiert.
Nicht alle, die sich als Anerkannte nach einer Wohnung umschauen mussten, konnten auch tatsächlich eine in Aegidienberg finden. Manche zogen ins Tal, manche wollten mit der erweiterten Familie in einer anderen Stadt zusammenleben. Einige kehrten freiwillig in ihr Heimatland zurück. Nicht zum ersten Mal müssen in diesem Zusammenhang wieder die völlig unzureichenden Verkehrsanbindungen von Aegidienbergs Ortsteilen genannt werden, die eine große Rolle beim Wegzug spielen. Die in Bad Honnef Berg und Tal nach langen Bemühungen endlich genehmigten „Mitfahrbänke“ für alle Aegidienberger sollen die Anbindung ans Tal deutlich verbessern.
Natürlich haben sich viele stabile Beziehungen zwischen Betreuenden und Betreuten entwickelt, so dass das Freitagstreffen im evangelischen Gemeindesaal weiterhin ein unverzichtbares Angebot an Einheimische und Zugewanderte zur Begegnung bleiben muss. Hier findet jeder nicht nur Platz und eine gute Tasse Kaffee, bekannte Produkte aus den Aegidienberger Küchen und auch exotische Köstlichkeiten aus den Flüchtlingshaushalten, sondern vor allem auch eine offene und tolerante Gesprächsatmosphäre. Wer von Anfang an dabei war, weiß dies am meisten zu schätzen: Aus dem gemeinsamen Bemühen, den Zugewanderten das Leben in der Fremde zu erleichtern, entstand ein wunderbares Wirgefühl zwischen den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten aus Aegidienberg. Weder die Dauer der Ansässigkeit im Bergbereich Bad Honnefs noch religiöse oder soziale Unterschiede spielten und spielen eine Rolle, wenn freitags die Tische gerückt und gedeckt werden. Jeder Besucher lässt sich dort nieder, wo gerade Platz ist. Es wäre schön, wenn noch viele aus der Bevölkerung dieses offene Miteinander suchen würden. Die Türen sind für alle Interessierten auf jeden Fall den zweiten und vierten Freitag im Monat geöffnet.
Gastbeitrag von Wally Feiden.
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