„Haben Sie eine Wohnung zu vermieten?“, so fragen anerkannte Flüchtlinge jeden, den sie treffen, denn oft wohnen die anerkannten Flüchtlinge noch in den Unterbringungen der Stadt Bad Honnef. Sie wollen es selbst in die Hand nehmen, eine Wohnung zu finden, und haben gelernt, dass Mund-zu-Mund-Propaganda den größten Erfolg hat. Patinnen und Paten, der Verein Ökumenisches Netzwerk und die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung suchen mit ihnen. Die Zusammenarbeit wird sich bewähren und die Bad Honnefer Erfolgsgeschichte, wie sich die Bürgerinnen und Bürger für die Flüchtlinge einsetzen, fortsetzen. „Eine so enge Vernetzung zwischen Ehrenamt und Verwaltung gibt es in keiner anderen Gemeinde“, bestätigte Bürgermeisterin a. D. Wally Feiden, die als ehrenamtliche Patenkoordinatorin in Aegidienberg tätig ist.
Der Hintergrund ist, dass von den 450 Flüchtlingen um die 150 Menschen, die das Asylverfahren durchlaufen haben, anerkannt wurden. Dadurch wechselt die Zuständigkeit für sie von der Stadt Bad Honnef zum Jobcenter. Sie müssen nach der Wohnsitzauflage in Bad Honnef bleiben, können aber nicht mehr in den Unterbringungen für Flüchtlinge wohnen. Die Wohnsitzauflage gilt für drei Jahre. Erst wenn die Menschen keine Leistungen mehr erhalten, weil sie arbeiten oder eine Ausbildung machen, fällt die Auflage weg.
Eine Bad Honnefer Vermieterin berichtete der Redaktion von badhonnef-hilft.de nun über erste Erfahrungen:
“Wir haben 2016 eine kleine Wohnung an einen syrischen Flüchtling vermietet. Er ist ein sehr angenehmer Mieter, sehr freundlich und korrekt, auch die Verständigung klappt gut.
Als er meinen Mann zum ersten Mal Rasenmähen sah, fragte er erstaunt, warum das nicht unsere Söhne machen würden und warum sie überhaupt so weit weg von ihren Eltern wohnen würden, statt sie zuhause zu unterstützen. Eine ungewöhnliche Frage in Deutschland…
Die Hausgemeinschaft ist ihm offensichtlich wichtig, er hat uns natürlich auch schon zum Kaffee eingeladen. Weil ich wegen einer Verletzung nicht laufen konnte, gab er meinem Mann einen Teller Kuchen für mich mit, den er gebacken hatte.”
Felix Trimborn vom Fachdienst der Stadt Bad Honnef Asyl sagt: „Wir setzen keinen auf die Straße.“ 116 Flüchtlinge, die anerkannt sind, suchen derzeit in Bad Honnef eine Wohnung. Im Talbereich suchen mehr Einzelpersonen, in Aegidienberg eher Familien. Wohngemeinschaften sind eine Lösung, wenn beispielsweise ein komplettes Haus zu vermieten ist.
Der Wohnungsmarkt in Bad Honnef ist nicht einfach. Trotzdem sollten Eigentümerinnen und Eigentümer prüfen, ob leerstehende Räume nicht doch vermietet werden können. Beispiel gibt die Familie Wilhelmy aus Aegidienberg. Ulrike Wilhelmy hatte eine Wohnung zu vermieten, aber ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, die zu kleine Wohnung an die Familie Daud mit den fast erwachsenen Kindern zu geben. Die Lösung schafften sie gemeinsam und bauten aus. Ulrike Wilhelmy hat es noch keinen Tag bereut, an die Familie vermietet zu haben.
Das Jobcenter legt die Kaution vor, zahlt die Miete nach dem Sozialhilfesatz und die Flüchtlinge können einen Antrag auf Erstausstattung stellen. Erste Beigeordnete Cigdem Bern appelliert an die Bürgerinnen und Bürger: „Geben Sie den Menschen ein Zuhause, damit die Integration und gleichberechtigte Teilhabe gelingt.“ Sie bedankte sich auch für die ausgezeichnete Arbeit der ehrenamtlich Tätigen und der Vereine.
Wer Wohnraum hat, kann sich melden bei: Ökumenisches Netzwerk Integration e. V., Dellenweg 2, 53604 Bad Honnef, Rita Pütz, Telefon 02224/900030, wohnung@oekumenisches-netzwerk.integration.de;
Stadt Bad Honnef, Fachdienst Soziales, Bereich Asyl, Felix Trimborn, Telefon 02224/184-185, felix.trimborn@bad-honnef.de .
Hauptquelle für diesen Text: Pressemitteilung der Stadt Bad Honnef vom 16.03.17, Nr.: 061/17, verantw. Christine Pfalz
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