Zwischen Willkommen und Ankommen – Erlebnis Integration in Aegidienberg

Am Anfang stand das Engagement einzelner Menschen aus Aegidienberg, die sich der mühsamen Arbeit unterzogen, die zu uns Geflüchteten an die Hand zu nehmen.

Es wurden mehr Flüchtlinge, es wurden aber auch mehr Menschen, vor allem Frauen, die sich kümmern wollten. Schnell wuchs die Erkenntnis: Wir brauchen einen Treffpunkt. Einige nahmen das Heft beherzt in die Hand und luden die beiden Kirchengemeinden, die Parteien, alle Vereine und alle Interessierten zu einem „Runden Tisch Asyl“ ein. Und alle, alle kamen!

Und so wurde die Idee zu einem regelmäßigen Treffen geboren, damals mit der Absicht, den Geflüchteten Gelegenheit zu Gespräch und Hilfe anzubieten – in lockerer Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen. Die Evangelische Gemeinde mit Pfarrer Stefan Bergner an der Spitze stellte für die Treffen jeden Freitag völlig unkompliziert den Gemeindesaal zur Verfügung. Zur Organisation wurde ein Kernteam für dieses Café International gegründet, Koordinationsstellen für die Patenarbeit und den Sprachunterricht wurden eingerichtet, der Runde Tisch sowie der Patenstammtisch wurden zum festen Termin im Monat.

Vieles hat sich seither geändert: Die Flüchtlinge lernten in unterschiedlichem Tempo Deutsch, besuchten Sprachkurse, machten Praktika und fanden teilweise schon Ausbildungsplätze oder Beschäftigung. Die Wohncontainer in Rottbitze konnten bald schon wieder aufgegeben werden, da es viele Geflüchtete ins Tal oder zu Verwandten in andere Städte zog, manche kehrten auch in ihr Heimatland zurück. Auch etliche Patinnen oder Paten zogen sich zurück, weil sie „ihre“ Flüchtlinge auf sicheren Wegen wussten. Erschöpft und ausgelaugt nach der aufreibenden Unterstützerarbeit, wollten sie sich wieder mehr auf ihre eigene Familie konzentrieren .

Was jedoch während dieser ersten Zeit entstanden war, wurde vor allem denen, die von Anfang an dabei waren, erst allmählich bewusst. In der Willkommensarbeit, die das Ankommen der Zuflucht Suchenden erleichtern sollte, wuchs ein ganz neues Wir-Gefühl zwischen Aegidienberger Menschen.

Wer sich bisher gar nicht oder nur flüchtig kannte oder sich womöglich gar aus dem Weg ging, redete auf einmal ganz offen und persönlich miteinander, umarmte sich beim Treffen herzlich. Kurzum: die beabsichtigte Integration der Geflüchteten erzeugte ein wunderbares Nebenprodukt in einer bisher ungekannten Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen, den Parteien und den Generationen.

Das ist nun gelebte Integration in Aegidienberg.

Text: Wally Feiden, Foto: Christina Uhlig

 

 

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