Die Tafel – Ein logistisches Meisterstück ehrenamtlicher Menschen

Teil 2 – Und dann geht es richtig los!

Text und Fotos: Peter Hurrelmann

Montag, 12.00 Uhr: “Heute ist sehr viel Brot, aber leider wenig Gemüse zusammengekommen”, erklärt Petra Kunau-Goertz vom Tafelteam, mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme. Jeden Montag spürt man Spannung in der Luft, während das Team gespannt darauf wartet, welche Lebensmittel die Fahrer von den angeschlossenen Geschäften zurückbringen. Das erste Team hat bereits alles sortiert und das Gemüse liebevoll geputzt. Heute war nicht viel zu putzen, aber dennoch sind alle gesammelten Waren perfekt einsatzbereit.

Insgesamt gibt es derzeit 160 Haushalte, die von der Tafel versorgt werden. In diesen Haushalten leben Einzelpersonen, manchmal ganze Familien mit bis zu sechs Kindern, die auf Grundsicherung angewiesen sind oder Geflüchtete, die unsere Unterstützung benötigen. Jeden Montag sollen bis zu 300 Menschen versorgt werden, darunter mehr als 100 Kinder. Die Tafelgabe ist natürlich nur ein Zubrot und reicht nicht als Grundnahrung für die Woche. Aber es kommen hier Dinge zusammen, die auf zweierlei Art und Weise helfen. Einerseits werden dadurch weniger Lebensmittel schon im Handel vernichtet. Andererseits bekommen bedürftige Bürger ein kostenloses Zubrot.

Nur berechtigte Personen können einen Ausweis beim Sozialamt der Stadt beantragen. Dieser Ausweis ist kostenlos, aber er gewährleistet, dass wirklich nur diejenigen einkaufen können, die es dringend brauchen. “Jeder Ausweis enthält die Anzahl der Personen, die versorgt werden müssen, sowie einen Buchstaben. Bei der Abholung der Lebensmittel achten wir streng darauf, dass alles gerecht zugeht. Jede Woche beginnt eine andere Gruppe. Wir haben insgesamt acht Gruppen, die jeweils durch einen Buchstaben gekennzeichnet sind. Dieses System soll sicherstellen, dass die Verteilung so fair wie möglich abläuft”, erläutert Heinz Lemaire mitfühlend.

13.55 Uhr: Draußen wartet bereits eine erste Gruppe von Menschen, denn in wenigen Minuten beginnt die Verteilung. Heute ist der Buchstabe O an der Reihe. Jeder, dessen Ausweis diesen Buchstaben trägt, wird am Eingang registriert und zum Tresen geleitet, wo er von unserem herzlichen Team empfangen wird.

Und plötzlich bricht Hektik aus. Die Kundin des ersten Haushalts muss drei Personen versorgen. Die Mitarbeiterin hinter dem Tresen schnappt sich einen Einkaufskorb, der für genau drei Personen geeignet ist, und füllt ihn mit einer Mischung aus allem, was heute geliefert wurde, in Windeseile und mit großer Sorgfalt. “Heutzutage müssen wir auch besondere Wünsche und Unverträglichkeiten berücksichtigen, wie zum Beispiel kein Schweinefleisch, vegetarisch, vegan oder Allergien. Wir stellen sicher, dass jeder Wunsch beachtet wird”, erklärt Sigrid Heindl mitfühlend. Einhunderfünfzig intensive Minuten wuselt das Team durch die Räume und füllt Körbe unterschiedlicher Größen mit Nahrungsmitteln. Im Hintergrund höre ich jemanden leise sagen: “Ich habe gerade 14.000 Schritte gemacht!” – und das bei der Hitze. Es gibt auch Retouren, denn es ist klar, dass man nicht immer jeden Geschmack und jede Vorliebe zufriedenstellen kann.

Im nächsten Teil gibt es weitere interessante Hintergrundinformationen.

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